Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ich freue mich ganz besonders in diesem Kreise gemeinsam mit Ihnen die Therapiestrategien in
der Uroankologie und hier im Besonderen vor allen Dingen die Neuerungen der zielgerichteten Medikamente
einmal zu erarbeiten und zu besprechen. So ein Nierentumor, das ist hier schematisch einmal
aufgezeichnet, ist operativ angehbar. Das heißt wir operieren die meisten dieser Nierenzellkarzinome.
Das was Sie auf dem zweiten Bild sehen ist dann das Operationspräparat und Sie sehen das was wir
in der schematischen Zeichnung hier haben, sieht tatsächlich auch in der Natur so aus und im
Wesentlichen ist das operative Vorgehen bei den Nierenzellkarzinomen standardisiert. Früher und
bei großen Tumoren heute auch noch macht man die Tumor-Nefrectomie, das heißt man entfernt die
gesamte Niere mit Tumor und dem restlichen Nierengewebe. Die moderneren operativen Verfahren
entfernen eigentlich nur den Nierentumor und versuchen so viel vom funktionellen Nierengewebe
zu erhalten wie irgend geht. Dass man das trotzdem mit ausreichender Sicherheit machen kann, ausreichender
onkologischer Sicherheit machen kann, hat etwas damit zu tun, dass das Nierenzellkarzinom fast wie
abgekapselt in der Niere wächst und es reicht ein kleines Stück ins Gesunde mit zu resizieren, um hier
ausreichend Sicherheit auch hinsichtlich des weiteren Tumorwachstums an dieser Stelle zu haben.
Es ist also möglich die Niere zu erhalten und den Tumor zu entfernen. Das geht bei kleinen Tumoren
natürlich besonders gut, bei Tumoren die außen an der Niere liegen eben auch besonders gut, aber das
geht auch bei größeren Tumoren bis hin zu dem was hier als letzter Punkt genannt ist der Nieren-Teil-
resektion, wo ich also wesentliche Teile der Niere entferne und trotzdem aber noch funktionelles Gewebe
übrig lasse, weil die Nierenfunktion, das wissen Sie beispielsweise aus der aktuellen Diskussion um
die Nieren-Transplantation und die Nieren-Spenden, jeder Anteil funktionelles Nierengewebe ist
offensichtlich sehr wichtig auch für das Allgemeinbefinden. Im Gegensatz zu früher, wo wir
gesagt haben man kann eine Niere problemlos spenden, sieht man das heute eher etwas kritischer, dass wir
eben sehen, Nierenfunktionen oder fehlende Nierenfunktionen oder eingeschränkte Nierenfunktionen
hat auch langfristig wirklich ernsthafte medizinische Folgen für die Patienten. Warum
gezielte Therapie oder warum brauchen wir überhaupt die zielgerichtete medikamentöse systemische
Therapie bei unseren Patienten, wenn wir doch alle gut eigentlich operieren können und sie offensichtlich
per Zufall eben früh finden. Und das ist im Folgenden hier einmal dargestellt. Hier sehen
Sie auf der linken Seite aufgetragen die Tumorgröße und auf der ganz rechten Seite die Chance fünf
Jahre zu überleben und Sie erkennen leicht je größer der Tumor, desto unwahrscheinlicher, dass
die nächsten fünf Jahre überlebt werden. Sie sehen das in diesen beiden Studien, die hier einmal
exemplarisch aufgeführt sind und Sie erkennen leicht, dass es einen riesen Sprung gibt offensichtlich
oberhalb der fünf Zentimeter. Die aktuelle Grenze liegt etwa bei 3,5 Zentimetern, wo wir sagen ab da
beginnt offensichtlich die Überlebenschancen dieser Patienten sich drastisch zu ändern.
Und das liegt daran, dass wir wie hier in der zweiten Spalte zu sehen offensichtlich mit
zunehmender Größe des Nierentumors eine höhere Wahrscheinlichkeit dafür haben, dass bereits
Absiedlungen aufgetreten sind. Je größer dieser zuerst entdeckte Tumor, desto höher die Wahrscheinlichkeit,
dass er bereits gestreut hat. Und damit oder davon abhängig ist die fünf Jahres oder die zehn Jahres
Überlebensrate hier bei diesen Patienten eingeschränkt. Sie sehen, dass wenn das kleine
Tumoren sind hier in der obersten Zeile 0 bis 2,5 Zentimeter, also kleine Tumore, dann ist die
fünf Jahres Überlebensrate eigentlich mit 99 Prozent sehr gut. Sie sehen, dass das bis 4 Zentimeter
eigentlich auch noch relativ gut und dann kommt ein Sprung. Wir sehen, dass ab dann oberhalb der
vier Zentimeter dritte Zeile die Überlebenswahrscheinlichkeit dieser Patienten abnimmt und
sich die Metastasenwahrscheinlichkeit hier fast verdoppelt hat von sieben auf diese 13 Prozent.
Das ist die Botschaft dieses Bildes und wir sehen das hier noch einmal in einer etwas anderen
Darstellung. Tumorgröße und Metastasenwahrscheinlichkeit gegeneinander übergestellt und sie erkennen
leicht, dass je größer ein Tumor und hier in der untersten Zeile die acht Zentimeter, dann ist eine
Metastasen, eine Absiedlung, eine Metastasenlast sehr wahrscheinlich. Daraus leitet sich ab. Zwar
können wir offensichtlich Nierentumore sehr standardisiert und sehr gut behandeln operativ,
aber wenn sie eine bestimmte Größe erreicht haben, scheinen unsere Maßnahmen, therapeutischen
Presenters
PD Dr. Peter Goebell
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:29:46 Min
Aufnahmedatum
2012-11-29
Hochgeladen am
2013-04-26 14:07:26
Sprache
de-DE
Das Hauptproblem bei der Behandlung des Nierenzellkarzinoms stellt die Tatsache dar, dass zum Zeitpunkt der Diagnose bereits 25% aller Patienten mit Nierenzellkarzinom einen fortgeschrittenen oder metastasierten Tumor haben. Darüber hinaus entwickeln viele Patienten im weiteren Erkrankungsverlauf Metastasen; teilweise auch noch nach Jahren der Tumorfreiheit. Somit muss neben einer Operation des Ausgangstumors vor allen Dingen eine wirksame Therapie gegen die Absiedelungen (Metastasen) gefunden werden.
Für viele Jahre war hier die Immuntherapie (Interferone und/oder Interleukine), teilweise auch in Kombination mit einer Chemotherapie (Vinblastin, 5-FU) die Therapie der Wahl. Die Ergebnisse dieser Therapien waren allerdings nur sehr eingeschränkt und eine Stabilisierung der Erkrankung oder ein Zurückgang der Metastasen eher selten.
Jede Absiedelung von Zellen folgt einem einheitlichen Muster: So müssen Zellen oder Zellhaufen ab einer bestimmten Anzahl auch „versorgt“ werden. Dazu benötigen sie neue Gefäße, die die Zellen mit Nährstoffen versorgen und Abfallstoffe abtransportieren. Die Aufklärung der an dieser Gefäßneueinsprossung (Neo-Angiogenese) beteiligten Botenstoffe und Signalübermittler, haben wesentlichen Beitrag an der Entwicklung neuer Medikamente, deren gemeinsames Ziel die Unterbrechung dieser Signalwege ist. Hierzu gibt es inzwischen zahlreiche neu zugelassenen Substanzen. Auf der einen Seite bietet dies einen großen Vorteil, da die Signalwege auch an den unterschiedlichsten Stellen beeinflusst werden können und somit mehrere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen. Auf der anderen Seite ist durch die große Auswahl an Medikamenten die Behandlung auch immer komplexer und anspruchsvoller geworden.